Gesichtslos

Grußwort

Schirmherrin OB Eva Weber
zur Ausstellung  „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“

Prostitution ist immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema. Die Mehrheit der Frauen, die in der Prostitution arbeiten, führt ein Leben abseits der sozialen Wahrnehmung. Einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Sichtbarmachung und zum Anregen eines öffentlichen Diskurses leistet die Ausstellung „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“, die vom Verein „AugsburgerInnen gegen Menschenhandel“, dem Büro für Kommunale Prävention der Stadt Augsburg und dem Evangelischen Forum Annahof initiiert wurde. Sie konfrontiert uns mit der Lebenswirklichkeit von Frauen, die gezwungen sind, ihre Identität zu verheimlichen und in der gesellschaftlichen Anonymität zu leben. Viele dieser Frauen sind aus ihrer Heimat geflohen, um in Deutschland ein besseres Leben zu beginnen.

Die Ausstellung bietet Einblicke in die Prostitution, die fernab von erotischer Inszenierung oder voyeuristischen Klischees sind. Ich lade alle Besucherinnen und Besucher ein, sich auf diesen Blickwinkel einzulassen und davon aufrütteln zu lassen.

Herzlichst

EVA WEBER, Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg

Photo by: Martin Augsburger (www.martin-augsburger.de)

Programm

Ausstellung „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“

07.10. bis 25.11.2022, Augustana-Haus im Annahof, Augsburg

Eine Foto-Ausstellung der Beratungsstelle Amalie
Mit Fotografien von Hyp Yerlikaya

Die Ausstellung „gesichtslos – Frauen in der Prostitution“ widmet sich einem gesellschaftlichen Tabuthema. Sie sind täglich damit konfrontiert, ihre wahre Identität zu verbergen. In der Gesellschaft verstecken sie ihr Gesicht, träumen „gesichtslos“ von einem anderen Leben. Die Ausstellung basiert auf Erfahrungsberichten von Frauen, die in der Prostitution arbeiten. Oft sind es Frauen, die ihre Heimatländer verlassen haben, um der dortigen Perspektivlosigkeit zu entkommen und in Deutschland ein neues Leben unter besseren Bedingungen anzufangen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus.

Eine Foto-Ausstellung der Beratungsstelle Amalie. Konzipiert und erstellt in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.

Logos-Mannheim

Hyp Yerlikaya ist als international tätiger Fotograf und Künstler maßgeblich an der Konzeption und Umsetzung der Ausstellung beteiligt gewesen und begleitete die dargestellten Frauen über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren mit der Kamera.

Die Ausstellung wird vom Verein AugsburgerInnen gegen Menschenhandel in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Forum Annahof und dem kommunalen Präventionsrat der Stadt Augsburg vom 7.10 bis 25.11.2022 im Augustana-Haus gezeigt.

Vernissage – Lesung mit Huschke Mau

07.10.2022, 19-21 Uhr – Augustanasaal

„Entmenschlicht“ – so lautet der Titel des Buches von Huschke Mau. Entmenschlicht ist auch das, was sie in ihrem Buch beschreibt. Schonungslos legt sie offen, wie die Zustände in der legalen Prostitution wirklich sind, wie Freier in Online-Foren über Frauen sprechen und welche brutalen Praktiken in der Prostitution als sogenannte „Dienstleistungen“ verkauft werden. Dabei spricht sie aus eigener Erfahrung. Erst ein kleiner Kater gab ihr die Kraft aus der Prostitution auszusteigen. Huschke Mau legt in ihrem Buch ebenfalls dar, warum die liberale Prostitutionsgesetzgebung, die Deutschland seit 2002 hat, für mehr Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung sorgt. Sie plädiert für die Einführung des Nordischen Modells in Deutschland, das Menschen in der Prostitution entkriminalisiert, Freier bestraft, und Angebote von Ausstiegshilfen sowie gesellschaftliche Aufklärung beinhaltet.

Heute promoviert Huschke Mau und ist als Autorin auch in anderen Bereichen tätig.

Huschke-Mau_Entmenschlicht_3D

Walk for Freedom

Laufen für die Freiheit – Wir werden sichtbar.

15.10.2022, 13 Uhr – Rathausplatz

Photo by: Martin Augsburger (www.martin-augsburger.de)

Am 15.10.2022 demonstrieren wir in Augsburg mit dem „WALK for FREEDOM“ gegen Menschenhandel. Wir wollen auf dieses Unrecht hinweisen und uns mit den betroffenen Menschen solidarisieren. Wir setzen uns dafür ein, dass auch Deutschland ein Sexkaufverbot umsetzt, um den Menschenhandel in der Prostitution effektiv bekämpfen zu können. Dazu laufen wir mit schwarzen Regenschirmen in einer Menschenschlange vom Rathausplatz aus durch die Innenstadt.

Um 13:00 Uhr ist Treffpunkt für die Demonstrationsaufstellung (Dauer ca. 1,5 Std.). Kommt gerne schwarz-weiß gekleidet und gegebenenfalls mit den T-Shirts „AugsburgerInnen gegen Menschenhandel“, die wir zu den Walks in den letzten Jahren verwendet haben.

Lesung mit Manfred Paulus

18.10.2022, 19 Uhr – Ernst-Troeltsch-Raum im Annahof

Manfred Paulus, erster Kriminalhauptkommissar und Leiter des Dezernats zur Bekämpfung von Sexualdelikten/Rotlichtkriminalität in Ulm a.D., engagiert sich seit Jahrzehnten im Kampf gegen die organisierte Kriminalität im Rotlichtmilieu. Hierfür hält er Vorträge, reist für Präventionsarbeit nach Osteuropa und ist als Autor tätig. Er präsentiert uns seine beiden aktuellen Werke. Das Buch „Menschenhandel und Sexsklaverei“ beleuchtet die Situation in den Rekrutierungsländern der „Ware Frau“ sowie die Anwerbungs-, Schleusungs- und Ausbeutungsmethoden mit dem Schwerpunkt Deutschland. Dabei wird in erschreckender Weise klar, wie sehr Deutschland als Zielland – und mit seiner Gesetzgebung – an dieser (organisierten) Kriminalität beteiligt ist. Das neue Buch „Zuhälterei gestern und heute“ beinhaltet einen Rückblick in die Geschichte der Zuhälterei (vorchristliche Zeiten, Mittelalter, Weimarer Republik, Deutsches Reich ...). Am Beispiel mehrerer deutscher (österreichischer, schweizer) Großstädte führt es in die Gegenwart, hin zur organisierten (Clan-)Kriminalität, die das Geschehen heute in weiten Teilen beherrscht. Das Buch gibt damit einen spannenden Einblick in ein gigantisches deutsches Dunkelfeld.

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Poetry Slam gesichtslos 

Moderiert von Horst Thieme

25.10.2022, 19 Uhr – Augustanasaal

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Why poetry, you ask. Because of life, I answer.

Dejan Stojanovic

Sprache gibt uns die Möglichkeit uns auszudrücken. Gefühle werden greifbarer, wenn wir sie in Worte fassen. Sprache gibt uns ein Gesicht. Und Sprache ist auch die Ausdrucksform der KünstlerInnen, die bei unserem Poetry Slam mit selbstgeschriebenen Texten gegeneinander antreten. Den Textformen sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ob Gedicht, Kurzgeschichte oder Stand-up-Comedy, alles, was aus der eigenen Feder kommt ist erlaubt. Moderiert wird der Poetry Slam von Horst Thieme, der selbst Organisator zahlreicher Augsburger Slam-Veranstaltungen ist.

Das Publikum kürt am Ende des Abends die Siegerin oder den Sieger des Abends.

Frauenfilmabend – „WAS TUN“

Präsentiert vom Kath. Dt. Frauenbund, Stadtverband Augsburg

07.11.2022, 19 Uhr – Augustanasaal

Im Rahmen der Augsburger Frauenfilmreihe (der Abend ist offen für alle) folgen wir den Spuren einer jungen Zwangsprostituierten nach Bangladesch. „Gibt es keinen anderen Weg für uns Frauen als den des Leides?“ Diese Frage lässt den Schauspieler und Dokumentarfilm-Student Michael Kranz nicht mehr los, nachdem er die Dokumentation „Whores‘ Glory“ (2011) gesehen hat. Er folgt seinem Impuls, sucht nach dem Mädchen, das diese Frage in der Dokumentation stellt und in Bangladesch in der Zwangsprostitution lebt. Er will ihr helfen. Er trifft bei seiner beschwerlichen Reise jedoch auf Dutzende weitere, die ein ähnliches Schicksal erleiden. Trotzdem schwingt bei den jungen Frauen der Glaube an eine bessere Zukunft mit.

Gäste beim Filmgespräch sind Frau Prof. Ursula Männle, Staatsministerin a.D. und Ellen-Ammann-Preisträgerin sowie Helmut Sporer, Kriminaloberrat a.D.

Simone Kleinert, Bündnis Nordisches Modell, ist angefragt.

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Präsentation der Studie – Freier in Deutschland

Kerstin Neuhaus

15.11.2022, 19 Uhr – Ernst-Troeltsch-Raum im Annahof

Wer sind die Männer, die für Sex bezahlen? Was erleben sie als „Kunden“ im Prostitutionsmilieu? Und würden sie sich durch Strafen von ihrem Tun abhalten lassen? Die Sozialarbeiterin und Geschäftsführerin des Vereins „AugsburgerInnen gegen Menschenhandel“ Kerstin Neuhaus hat als Teil eines internationalen Forschungsteams um die amerikanische Psychologin Dr. Melissa Farley knapp 100 Freier in Deutschland befragt. Was diese geantwortet haben, erfahren Sie in ihrem Vortrag.

Finissage mit Podiumsdiskussion

Prostitution in Augsburg – Gestern – Heute – Morgen?

25.11.2022, 18.30 Uhr – Augustanasaal

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Prostitution wird häufig als das „älteste Gewerbe der Welt“ bezeichnet. Genauso gut könnte man sie aber auch das älteste Unrecht der Welt oder moderne Sklaverei nennen. Wie sah Prostitution in Augsburg früher aus? Wie, wo und warum findet sie heute statt? Wird es sie auch morgen noch in unserer Stadt geben?

Darüber sprechen wir zum Abschluss unserer Ausstellung mit ExpertInnen aus der Politik, der Polizei, der Sozialen Arbeit und der Wissenschaft. Auf unserem Podium begrüßen wir unter

anderem den Augsburger Kriminalkommissar a.D. Helmut Sporer, den Bundestagsabgeordneten Dr. Volker Ullrich und die Traumatherapeutin Rodica Knab, sowie Soni Unterreithmeier. Außerdem wird uns der Fotograf Hyp Yerlikaya in einem Interview von der Entstehung der Fotoausstellung „gesichtslos“ berichten. Musikalisch untermalt wird der Abend von der Nürnberger Musikerin Hanna Sikasa.

Kooperationspartner

Es war uns wichtig, diese Veranstaltungen nicht alleine durchzuführen. Nicht, weil es nicht möglich gewesen wäre, sondern weil wir es für wichtig erachten, dass wir uns als Gesellschaft  gemeinsam für dieses Anliegen stark machen.

Wir freuen uns besonders über die Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Eva Weber. Als Kooperationspartner danken wir dem Büro für Kommunale Prävention und der Gleichstellungsstelle der Stadt Augsburg für die Unterstützung.

Wir danken Pfarrerin Bettina Böhmer-Lamey vom Evangelischen Forum Annahof für ihr Engagement, so dass die Ausstellung im Augustana-Haus gezeigt und begleitende Veranstaltungen teils ohne Raumkosten durchgeführt werden dürfen.

Unser besonderer Dank gilt dem Fotografen Hyp Yerlikaya und der Beratungsstelle Amalie für die Konzeption dieser Ausstellung in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und dem Diakonischen Werk Mannheim.

Logos Kooperation